Moin 2024. Wat mutt, dat mutt!

Moin. Nein, ich habe nicht vor, einen neuen Beitragsrekord aufzustellen. Und den Beitrag von gestern habe ich – natürlich – schon vor gestern, also vorvorvor…gestern geschrieben. Das soll nicht heißen, dass ich gestern Morgen aus Verkaterungsgründen dazu nicht in der Lage gewesen wäre. Nee, die Zeiten sind spätestens seit meiner Bypass-OP im letzten Jahr vorbei. Mal’n Glas Roten oder so, ja, aber alles in Maßen. Sehr in Maßen! Wat mutt, dat mutt!

Das doofe am Januaranfang ist, dass uns ganz schnell der Alltag wieder einholt. Nix mehr mit Ruhe & Besinnlichkeit. Aber [!] auch nix mehr mit Leuten wie Onkel Friedrich, jedenfalls nicht face to face. Vonswegen: Der Weihnachtsbaumkauf vor Weihnachten ist deutsche Leitkultur. Hallo? Eine alte Freundin meinte zu mir: Nach Weihnachten ist der Kauf auch ziemlich sinnfrei! Recht hat sie. Und was soll dieses ganze Geplänkel um die deutsche Leitkultur überhaupt?

Bitteschön: Wir leben im 21. Jahrhundert, in unser Bunten Republik ist noch nicht einmal mehr jeder Zweite Mitglied einer christlichen Kirche und das mit der Merzschen Leitkultur hört sich an wie Loriots Opa Hoppenstedt: Früher war mehr Lametta!

Ironischer als der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kann man kaum darauf reagieren: Neben dem Tannenbaum zählen auch Kartoffelsalat mit Würstchen, Loriot und der Film ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ zur deutschen Leitkultur.

Und wenn schon, dann gehört auch die Religionsfreiheit – im Sinne von eine oder keine zu haben, genauso zur deutschen Leitkultur, wie die Meinungsfreiheit, eben eine oder keine zu allem oder nichts zu haben. Oder so ähnlich, aber isso!

Last but not least noch Wissenswertes an alle Weihnachtsbaumromantiker:
-> Wahrscheinlich ist jeder deutsche Tannenbaum auch mit Schmuck made in China behängt. Allein in der chinesischen Region Yiwu werden zwei Drittel des weltweit verkauften Weihnachtsschmucks hergestellt.
-> Zwei Drittel der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume waren 2023 nachweislich mit Pestizid-Rückständen belastet.
Das mal so für alle Weihnachstbaumverweigerer und Nichtleitkulturler als ratio dicidendi, als Entscheidungsgrund, alles richtig gemacht zu haben 😉
Und weil nach Weihnachten bekanntlich vor Weihnachten ist: Wie wäre es in diesem Jahr, in elf Monaten, so richtig leitkulturmäßig mit einem biozertifizierten Baum, etwas kleiner, dafür teurer, geschmückt mit Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge aus garantiert faschistenfreier Herstellung … oder so? Na, wie sieht’s damit aus? 😉 Ich schweife schon wieder ab, so viel wollte ich gar nicht …, egal.

Ursprünglich wollte ich ganz was anderes schreiben:
Das mit dem Pragmatismus und der Toleranz hatte ich ja gestern schon. Was da noch fehlt, das ist das mit dem Humor!* In welcher Form auch immer: Satire, Ironie, oder, oder. Das ist dann noch mal die Würze im Leben. Aber nur für die, die zum Lachen nicht in den Keller gehen 😉

Besonders amüsant finde ich es, wenn ich insgeheim dem guten alten Kurt Tucholsky recht geben muss:
„Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.“
Das hat er vor rund 100 Jahren gesagt. Warum soll sich daran etwas geändert haben? Genauso wie an Heinrich Manns Aussage:
„Den deutschen Bürokraten macht uns so schnell keiner nach.“
Das hat er in seinem 1918 veröffentlichten Buch Der Untertan geschrieben und auch das stimmt heute noch. Nee, es ist schlimmer geworden … aber die Geschichte kommt erst als nächste. Oder übernächste 😉 Erstmal muss ich mich in die unergründbaren Tiefen des deutschen Formalismus begeben. Schiet wat, wat mutt, dat mutt!

* Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken, mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. (Wiki)


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7 Gedanken zu “Moin 2024. Wat mutt, dat mutt!

  1. Fritze Licht 2. Januar 2024 / 14:08

    Moin Moin. Der Weihnachtsbaum ist deutsche Leitkultur? So, so, dann wird es Zeit für ein bisschen Nachhilfeunterricht:
    Der uns heute geläufige Weihnachtsbaum hat seinen Ursprung wahrscheinlich in der heidnischen Tradition. Zur Zeit der Winter-Sonnenwende holte man sich sog. Wintermaien ins Haus. Die grünen Zweige waren ein Zeichen des Lebens, sollten Wintergeister vertreiben und versprachen Schutz und Fruchtbarkeit.
    Die Ursprüngen der Weihnachtsbaum-Tradition findet man also in der Bibel nicht, dafür eher im Koran: Maryam – Arabisch für Maria – wird von den Wehen überrascht und lehnt sich an einen Baum. Und dort, unter dem Schatten spendenden Baum, kommt Isa – Arabisch für Jesus – zur Welt. Der Baum war allerdings eine Palme.
    Erst im 15. Jahrhundert wurden die ersten Christbäume aufgestellt. Martin Luther & Co. erklärten ihn damals zum Weihnachtssymbol der Protestanten, während die Krippe lange Zeit nur zur katholischen Weihnacht gehörte.
    So richtig eroberte der Weihnachtsbaum die Wohnzimmer erst während der Freiheitskriege gegen Napoleon 1813/14. Der Baum wurde damals zum Sinnbild des Deutschtums und unabhängig von der Glaubensrichtung als Bestandteil des Weihnachtsfestes anerkannt. Auswanderer machten ihn im Laufe des 19. Jahrhunderts auch in der Welt populär.

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  2. Martha, die Momente-Sammlerin 10. Januar 2024 / 21:57

    Also gehöre ich nicht dazu, weil ich keinen Weihnachtsbaum hatte. Hm! Und das obwohl ich lupenreine „Eingeborene“ bin. Aus Südbayern noch dazu. 😉
    Blackrock-Freddy ist sich – genau wie unser Söder – nicht zu schade, alten Dummfug wieder aufzukochen, wie z. B. den Begriff „deutsche Leitkultur“, den bislang übrigens kein einziger schwarz-braun-oranger Politiker so richtig erklären konnte. Mir kommt dabei das Buch „Sehnsucht und Kampf in der Mitte der Gesellschaft“ von Stephan Anpalagan in den Sinn, das meiner Meinung nach Pflichtlektüre in deutschen Schulen sein sollte.
    Auch wenn das Jahr fast schon wieder vorbei ist – 😉 – ein gutes 2024 wünsche ich!

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    • Meier Sven 11. Januar 2024 / 7:57

      Moin Martha, schön dich hier begrüßen zu dürfen.
      Das Buch von Stephan Anpalagan kenne ich zwar nicht, habe aber sonst so einiges von ihm gelesen … und das kopfnickend zustimmend. Ich kann mir vorstellen, dass es dabei auch um das geht, was im Sommer Titel einer Studie des Forschungsinstituts Sinus war: „Populismus ist in der Mitte der Bevölkerung angekommen.“ Wie sich hier was entwickelt, das bereitet mir dann doch so’n paar Sorgen.
      Egal, wir machen das Beste draus, dir auch alles Gute für 2024, wir lesen uns!

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