Moin. Nein, ich habe nicht vor, einen neuen Beitragsrekord aufzustellen. Und den Beitrag von gestern habe ich – natürlich – schon vor gestern, also vorvorvor…gestern geschrieben. Das soll nicht heißen, dass ich gestern Morgen aus Verkaterungsgründen dazu nicht in der Lage gewesen wäre. Nee, die Zeiten sind spätestens seit meiner Bypass-OP im letzten Jahr vorbei. Mal’n Glas Roten oder so, ja, aber alles in Maßen. Sehr in Maßen! Wat mutt, dat mutt!
Das doofe am Januaranfang ist, dass uns ganz schnell der Alltag wieder einholt. Nix mehr mit Ruhe & Besinnlichkeit. Aber [!] auch nix mehr mit Leuten wie Onkel Friedrich, jedenfalls nicht face to face. Vonswegen: Der Weihnachtsbaumkauf vor Weihnachten ist deutsche Leitkultur. Hallo? Eine alte Freundin meinte zu mir: Nach Weihnachten ist der Kauf auch ziemlich sinnfrei! Recht hat sie. Und was soll dieses ganze Geplänkel um die deutsche Leitkultur überhaupt?
Bitteschön: Wir leben im 21. Jahrhundert, in unser Bunten Republik ist noch nicht einmal mehr jeder Zweite Mitglied einer christlichen Kirche und das mit der Merzschen Leitkultur hört sich an wie Loriots Opa Hoppenstedt: Früher war mehr Lametta!
Ironischer als der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kann man kaum darauf reagieren: Neben dem Tannenbaum zählen auch Kartoffelsalat mit Würstchen, Loriot und der Film ‚Drei Haselnüsse für Aschenbrödel‘ zur deutschen Leitkultur.
Und wenn schon, dann gehört auch die Religionsfreiheit – im Sinne von eine oder keine zu haben, genauso zur deutschen Leitkultur, wie die Meinungsfreiheit, eben eine oder keine zu allem oder nichts zu haben. Oder so ähnlich, aber isso!
Last but not least noch Wissenswertes an alle Weihnachtsbaumromantiker:
-> Wahrscheinlich ist jeder deutsche Tannenbaum auch mit Schmuck made in China behängt. Allein in der chinesischen Region Yiwu werden zwei Drittel des weltweit verkauften Weihnachtsschmucks hergestellt.
-> Zwei Drittel der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume waren 2023 nachweislich mit Pestizid-Rückständen belastet.
Das mal so für alle Weihnachstbaumverweigerer und Nichtleitkulturler als ratio dicidendi, als Entscheidungsgrund, alles richtig gemacht zu haben 😉
Und weil nach Weihnachten bekanntlich vor Weihnachten ist: Wie wäre es in diesem Jahr, in elf Monaten, so richtig leitkulturmäßig mit einem biozertifizierten Baum, etwas kleiner, dafür teurer, geschmückt mit Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge aus garantiert faschistenfreier Herstellung … oder so? Na, wie sieht’s damit aus? 😉 Ich schweife schon wieder ab, so viel wollte ich gar nicht …, egal.
Ursprünglich wollte ich ganz was anderes schreiben:
Das mit dem Pragmatismus und der Toleranz hatte ich ja gestern schon. Was da noch fehlt, das ist das mit dem Humor!* In welcher Form auch immer: Satire, Ironie, oder, oder. Das ist dann noch mal die Würze im Leben. Aber nur für die, die zum Lachen nicht in den Keller gehen 😉
Besonders amüsant finde ich es, wenn ich insgeheim dem guten alten Kurt Tucholsky recht geben muss:
„Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.“
Das hat er vor rund 100 Jahren gesagt. Warum soll sich daran etwas geändert haben? Genauso wie an Heinrich Manns Aussage:
„Den deutschen Bürokraten macht uns so schnell keiner nach.“
Das hat er in seinem 1918 veröffentlichten Buch Der Untertan geschrieben und auch das stimmt heute noch. Nee, es ist schlimmer geworden … aber die Geschichte kommt erst als nächste. Oder übernächste 😉 Erstmal muss ich mich in die unergründbaren Tiefen des deutschen Formalismus begeben. Schiet wat, wat mutt, dat mutt!
* Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken, mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. (Wiki)
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