Wagrien

Einzelne Begriffe sind mit Wikipedia verlinkt [fett]; daraus habe ich auch „geguttenbergt“ [kopiert]:
gestatten, mein Name ist ‚Dr. strg. c. Sven Meier’ 😉

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Fehmarn. Mai = Rapszeit im Mai 2022. Aufgenommen von der Orther Reede aus.

Ostholstein – oder altertümlich „Wagrien“ – ist für mich eine der faszinierendsten Landschaften überhaupt. Nicht nur in Deutschland. Im Süden befindet sich angrenzend die alte Hansestadt Lübeck, im Norden die Sonnen-Insel Fehmarn. Im Osten liegt das Meer, die Lübecker Bucht, und im Westen erstreckt sich die Holsteinische Schweiz mit ihrer Hügellandschaft und den vielen Seen.

… eine alte Postkarte, offensichtlich aus dem Jahr 1962, von „Tante“ …

Alles nur wenige Kilometer voneinander entfernt und mit dem Auto bequem zu erreichen: Luftlinie von Nord nach Süd ca. 70 km, von West nach Ost ca. 20. Schon als Kind habe ich die Gegend „hier oben“ in den 60ern mit meinen Eltern erkundet. Seit den 70ern, nachdem ich selbst mobil war, hat sich das fortgesetzt – zumal ich nach dem Umzug meines „großen Bruders“ nach Lübeck, später Timmendorfer Strand, neben meiner Verwandtschaft auf Fehmarn einen zweiten „Anlaufpunkt“ hatte.

Das waren noch Zeiten, als ich einen orangefarbenen Fiat 124 Spyder fuhr … ach so, das ist das alte Neustädter Stadttor. Ein Bild irgendwann aus der 2. Hälfte der 70er.

Ein paar Details – wer sich genauer informieren möchte, der folge den Wikipedia-Links

Der Name Wagrien (slawisch: die an den Buchten leben) bezeichnet ursprünglich den nordöstlichen Teil Holsteins in Schleswig-Holstein, was ungefähr den aktuellen (Land)-Kreisen Plön und Ostholstein entspricht. Heute wird meist nur noch die Oldenburgische Halbinsel in Ostholstein als Wagrien bezeichnet.

Der (Land)-Kreis Ostholstein – 1970 gebildet aus den Kreisen Eutin und Oldenburg i. H. – hat ca. 203.600 Einwohner (Stand 31.12.2022) und umfasst im Wesentlichen die in die Ostsee zwischen Kieler Bucht und der Lübecker Bucht ragende Halbinsel Wagrien im Schleswig-Holsteinischen Hügelland, sowie die ihr vorgelagerte Insel Fehmarn. Die Nachbarkreise sind im Westen der Kreis Plön und der Kreis Segeberg, im Süden die kreisfreie Stadt Lübeck und der Kreis Stormarn.

Das Lübecker Holstentor, rechts davon die ehemaligen Salzspeicher und die Petrikirche, links die Türme der Marienkirche.

Die Hansestadt Lübeck ist eine kreisfreie Stadt im Südosten Schleswig-Holsteins an der Ostsee (Lübecker Bucht). Mit ihren ca. 218.100 Einwohnern (Stand 31.12.2022) ist Lübeck nach der Landeshauptstadt Kiel die Stadt mit den meisten Einwohnern des Landes. Flächenmäßig ist sie die größte Stadt in Schleswig-Holstein. Die mittelalterliche Lübecker Altstadt ist Teil des UNESCO-Welterbes.

Auf der Ostsee: 2015, mit dem Segelboot auf dem Weg nach Fehmarn. Links der Flügger Leuchtturm, im Hintergrund die Fehmarnsundbrücke.

Die Ostsee (auch Baltisches Meer genannt, von lat. Mare Balticum) ist ein 413.000 km² großes und bis zu 459 m tiefes Binnenmeer in Europa und gilt als das größte Brackwassermeer der Erde. Im Ostseeraum leben, je nachdem wie weit man diese Region eingrenzt, zwischen 50 und 85 Millionen Menschen.

Karibisches Flair – Haffkrug an der Ostsee im Mai 2022.

Die Lübecker Bucht ist eine Meeresbucht der Ostsee, die vollständig zu Deutschland gehört. Als Teil der Mecklenburger Bucht bildet sie die „südwestliche Ecke“ der Ostsee. An der südwestlichen Spitze der Lübecker Bucht mündet in Lübeck-Travemünde die Trave in die Ostsee. Nach Osten wird die Bucht begrenzt durch den Klützer Winkel und die Insel Poel (alles in Mecklenburg-Vorpommern), im Norden durch die Halbinsel Wagrien und die Insel Fehmarn, die über die Fehmarnsundbrücke im Zuge der Vogelfluglinie mit dem Festland verbunden ist.

Sonnenuntergang über Lemkenhafen / Fehmarn im August 2018.

Fehmarn (dänisch Femern) ist eine deutsche Ostseeinsel sowie eine Stadt in Schleswig-Holstein, die 2003 durch Fusion aller Gemeinden der Insel gebildet wurde. Fehmarn ist landwirtschaftlich und touristisch geprägt. Bis zur deutschen Wiedervereinigung 1990 war Fehmarn die größte Insel der Bundesrepublik Deutschland. Fehmarn verfügt über rund 78 km Küstenlinie. Auf Fehmarn befinden sich in Staberhuk der östlichste und in Marienleuchte der nordöstlichste Punkt Schleswig-Holsteins. Marienleuchte bildete zudem von 1949 bis 1990 den nordöstlichsten Punkt der Bundesrepublik. Fehmarn besitzt einige unterschiedliche Küstenlandschaften: Die Nordküste zwischen dem Markelsdorfer Huk und Puttgarden ist eine Dünenlandschaft mit Nehrungshaken und Strandseen. Die Ostküste ist steinig und besitzt eine Kliffküste. Der Südstrand bei Burgtiefe und dem Wulfener Hals sind die südlichsten und weißesten Sandstrände der Insel. Hier ist der Strand flach und liegt auf Meereshöhe, ebenso der Strand im Westen. Die Insel liegt meist nur knapp über NN. Fehmarn gehört mit rund 2150 Sonnenstunden im Jahr zu den sonnenreichsten Orten Deutschlands.

Kellersee bei Malente. Einer der zahlreichen Seen in der Endmoränenlandschaft Holsteinische Schweiz.

Die Holsteinische Schweiz liegt im Osten von Schleswig-Holstein. Die Region in der historischen Landschaft Wagrien ist politisch oder geografisch nicht genau begrenzt. Sie befindet sich weitgehend in den Kreisen Ostholstein und Plön, ungefähr zwischen den Städten Lübeck und Kiel, und reicht bis an die Ostseeküste. Größere Orte sind unter anderem Bad Malente-Gremsmühlen, Oldenburg in Holstein und die alten Residenzstädte Eutin und Plön. Der Reiz dieser Region erklärt sich aus der abwechslungsreichen End- oder Jungmoränenlandschaft, die während der Weichseleiszeit entstandenen ist. Kleinere Waldgebiete wechseln sich mit durch Knicks gegliederte Ackerflächen ab und die Gestalt der Landschaft ist durch niedrige Hügel bestimmt, zwischen denen sich viele Seen befinden. Zu ihnen gehören unter anderem der Große Plöner See, der Dieksee oder der Kellersee. Viele werden von Flüssen und Auen durchflossen, wie die Schwentine, die in die Kieler Förde mündet. Die höchste Erhebung ist der Bungsberg bei Schönwalde. Mit dem einzigen Skilift Schleswig-Holsteins und seinen 168 Metern über NN ist er gleichzeitig der höchste „Berg“ des Bundeslandes. Einen weit reichenden Blick über das Land hat, wer am dortigen Fernmeldeturm die Besucherplattform in 40 Meter Höhe besteigt.

In den Medien waren bzw. sind Fehmarn / Ostholstein in der letzten Zeit immer wieder wegen der festen Fehmarnbeltquerung vertreten: Es soll ein Senktunnel zwischen Fehmarn und Dänemark gebaut werden. Der Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland ist seit 2009 vom Bundestag / Bundesrat ratifiziert, die Fertigstellung war derzeit für 2918 geplant ist für 2021 geplant (Stand 2013) ist für 2028 geplant (Stand Frühjahr 2018) wird nun für 2029 angestrebt (Stand Nov. 2020 nach BVerwG-Urteil). Auf deutscher Seite regt sich seit Planungsbeginn dagegen Widerstand.

Fehmarnbelt – Tunnelbaustelle in Puttgarden am 18.01.2024

Neben ökonomischen wie ökologischen Bedenken gilt der dann zunehmende Bahnverkehr als problematisch und die vorhandene Fehmarnsundbrücke (liebevoll Kleiderbügel genannt) wird den Anforderungen nicht mehr genügen. Also wurde eine neue Bahntrasse durch Ostholstein geplant und zur Entlastung der Fehmarnsundbrücke soll daneben ein Tunnel gebaut werden. Stand Anfang 2024 gibt es berechtigte Zweifel, ob Deutschland mit diesen Infrastrukturprojekten bis 2029 fertig sein wird.

Geschichte – in kürzester Kurzform

Slawen in Ostholstein: Das heutige östliche Holstein gehörte zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert zum Siedlungs- und Kulturraum der nordwestlichen Slawen. Aufgenommen in Scharbeutz / Pönitz im Museum für Regionalgeschichte.

Wagrien war zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert ein von den Slawen – den Wagriern – besiedeltes Gebiet. Später vermischte sich das mit den Sachsen und das Gebiet war unter Schleswiger und Holsteiner Herrschaft. 1713 haben die Dänen die noch nicht ihnen gehörenden Anteile von Schleswig besetzt, so auch die Insel Fehmarn. Zwischen 1848 und 1851 kam es zur Schleswig-Holsteinischen Erhebung der deutschen Nationalbewegung gegen das Königreich Dänemark – die letztlich erfolglos blieb. Schließlich haben 1864 die Preußen im Deutsch-Dänischen Krieg Schleswig (zurück)erobert (oder annektiert?). Die heutige Grenze geht – mit der Teilung des Herzogtums Schleswig – auf die Volksabstimmung 1920 zurück und hat auch nach dem 2. Weltkrieg letztlich ihre Gültigkeit behalten.

Das Herzogtum Schleswig war vor dem Krieg 1864 zusammen mit dem Herzogtum Holstein Teil des multi-ethnischen Dänischen Gesamtstaates. Der Unterschied: Schleswig war ein dänisches Reichs- und Königslehen, Holstein hingegen stand quasi nur unter dänischer Verwaltung und gehörte zum Römisch-Deutschen Reich bzw. ab 1815 zum Deutschen Bund. Angeblich merkt man den Unterschied noch heute im neuen (seit 1946) Bundesland Schleswig-Holstein:
-> Im Norden (Schleswig) sind die Menschen mehr dem Dänischen verbunden, neigen eher zur Gelassenheit und zum Pragmatismus – erst recht, wenn es um die eigenen Interessen geht.
-> Im Süden (Holstein) kommt mehr das Preußische durch, alles muss seine Ordnung haben und Veränderungen begegnet man oft erstmal mit einer ablehnenden Sturheit. Hartnäckig hält sich auch die Auffassung, dass der berühmte und ach so häufig wiehernde Amtsschimmel einer vom Gestüt der Holsteiner ist 😉

Formell war Schleswig-Holstein nach dem Krieg mit Dänemark bis zu seiner Gründung am 23.08.1946 eine preußische Provinz – und regional gab es frühe Hochburgen des Nationalsozialismus. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Einwohnerzahl durch Flüchtlinge/Vertriebene, hauptsächlich aus Pommern und Ostpreußen, stark erhöht – mehr im Süden als im Norden des Bundeslandes – und Konflikte waren an der Tagesordnung: Es mangelte an Wohnraum, Nahrungsmitteln und Arbeitsplätzen. Das hat sich erst mit dem Wirtschaftswunder gelegt.

Der Beitrag ist ursprünglich am 6. Januar 2013 bei Sven Meier erzählt erschienen,
aktualisiert hier am 10. Februar 2024

Siehe auch:
-> Ostseesturmhochwasser im November 1872
-> Ostholstein 1945


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