Was mich antreibt

Deutsch dänische Nachbarschaft vor 60 Jahren

Moin. Das ist eine alte NDR-Sendung von vor 60 Jahren, 23. April 1964, und Dank an meinen Freund S. für den Link. Damit so ein Stück Geschichte nicht verloren geht, habe ich den Beitrag auf meinem YouTube-Kanal gespeichert und ich hoffe, der NDR hat nix dagegen. Sonst möge er sich bitte melden 😉 Warum ich so’n uraltes Filmchen hier zeige? Weil mich mit meinem niedersächsischen Migrationshintergrund seit meiner Zeit in Ostholstein die Geschichte hier sehr interessiert und die nun mal – nicht nur wegen 1864 – eine deutsch-dänische ist.

Mein vorletzter Beitrag Aber deine Ruhe findest du trotz alledem nicht mehr hat hinter den Kulissen für ein paar Diskussionen gesorgt. Das passiert manchmal: Öffentlich kommentiert wird wenig, stattdessen gibt’s ’ne Mail oder einen Anruf. Manchmal habe ich danach einen Leser oder eine Leserin weniger 😉 Also, hier etwas Grundsätzliches: Zwei Sachen treiben mich fortwährend an, nicht nur hier im Blog, sondern ganz allgemein:

1. Die Debatte um unser Klima. Für mich stelle ich seit langem fest, dass wir (fast) alle – auch du und ich – nicht das tun, was wir tun könnten, würden wir denn wollen! Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir uns eingestehen, dass (fast) jeder von uns seinen ökologischen Fußabdruck verringern könnte. Und wer angesichts der aktuellen Wetterlage, teils mit Schnee, sogar den Klimawandel infrage stellt, der hat nix verstanden! Ich empfehle dazu einen Artikel von Jörg Kachelmann im schweizerischen Tagesanzeiger: „Wenn es mal wieder (ausnahmsweise) kalt ist, dann schnallen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits für die Fragen derjenigen an, die trotz aller Bemühungen immer noch nicht ganz verstanden haben (oder nicht verstehen wollen), was passiert, wenn die Welt immer wärmer wird.“ (Zitat, ein Ausschnitt). Und die Welt wird immer wärmer, der Meeresspiegel steigt, Wetterphänomen häufen sich und der aktuelle EU-Klimabericht spricht von mehr Hitzewellen und mehr Hitzetoten. Und so weiter! Und wir?

2. Es sind die Sorgen um unsere Demokratie. Und so lange ich mir die mache, wärme ich das Thema immer wieder auf. Vielleicht ist das in meiner Familiengeschichte begründet: Ich weiß, was mein einer Großvater mir über die Nazi-Zeit bis 1945 erzählt hat und auch das, was mein anderer mir nicht erzählt hat. Weil aber wir Deutschen schon vor über 100 Jahren zur Bürokratie neigten, lässt sich vieles heute noch recherchieren. So weiß ich bspw., wie in der Heimat meines (Groß)Vaters in Pommern, heute Polen, bei den Reichstagswahlen im Juli 1932, November 1932 und im März 1933, gewählt wurde. Was danach kam, wissen wir! Mein anderer Großvater aus Mitte Niedersachsens hat sinngemäß immer gesagt, dass das, was dann kam, nie gekommen wäre, hätte der Osten nicht mitwählen dürfen – stattdessen wurde 1933 die KPD verboten und im Westen habe Hitler damals keine Mehrheit gehabt. Ich lasse das mal so im Raum stehen.

Na ja, wie auch immer: Wir, du und ich, stellen heute die Weichen für unsere Enkelkinder und die noch nicht geborenen Urenkel. Sowohl als auch. Bestenfalls geschieht das einvernehmlich sachlich, schlimmstenfalls müssen wir Helene Fischer zitieren (ich habe nicht geglaubt, dass ich das mal tun würde 😉 Wissenschaftler/-journalisten wie Prof. Harald Lesch, Ranga Yogeshwar, Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, und viele andere, sagen uns das auch täglich – wenn man es denn hören will … und nicht stattdessen nur bildungsferne Sendungen wie Bauer sucht Traktor … oder Ich bin ein Idiot, hol mich hier raus … schaut. Logisch, dass man dann später von nix was gewusst hat 😉 Für mich hat all das bisher niemand besser zusammengefasst als unser Astro-Alex -> eine sehr emotionale Ansprache an seine (noch nicht geborenen) Enkelkinder:

Alexander Gerst, ISS, 25. November 2018

Wir wissen es also, alles wissen wir – und machen weiter wie bisher. So wie die Kapelle auf der untergehenden Titanic. Und warum? Das ist eine gute Frage und die beschäftigt seit vielen Jahren Soziologen, Psychologen und andere -logen. Die Psychologin Lea Dohm hat dazu vor zwei Jahren der Tagesschau ein lesenswertes Interview gegeben und das trifft wohl den Kern. Ich erlaube mir nur einen Satz daraus zu zitieren: „Wenn ich also das Gefühl habe, das mit dem Klima ist ganz schlimm, ich verstehe das auch irgendwie, aber ich kann ja selbst überhaupt nichts tun – dann ist es auch kein Wunder, dass ich eher weggucke.“ Du kannst Klima auch durch Nazis ersetzen – der psychologischen These ist der Begriff egal. Und somit bin ich wieder bei Reinhard Mey und werde weiter in der mir verbleibenden Zeit nörgeln, wie es mir Spaß macht

Und doch kann, was ich tu‘ vielleicht, wenn meine Kraft allein nicht reicht,
in einem Strom ein Tropfen sein. So stark, dass er Berge versetzt –
sagt denn ein Sprichwort nicht zuletzt: „Höhlt steter Tropfen auch den Stein.“


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He seggt so un se seggt so

Neulich in der Sparkasse 😉
„Köönt Se mi wull segg’n, woveel Mark noch op mien Konto sünd?“ fraagt mien ole Naversch de Jungkeerl op de Spoorkass. „Dat heet nu avers Euro!“ antert de dor. „Ach, wat se nich seggt, nich mehr Konto?“
Ja, so ist das, der eine sagt so, die andere so und selbst wenn sie das Gleiche sagen, meinen sie noch lange nicht dasselbe! Oder sie wollen sich nicht verstehen. Aus Prinzip oder so. Das beste Beispiel sind für mich derzeit wieder sehr viele Politiker in unserer Bunten Republik, für die es ihren Reden nach nur schwarz oder weiß gibt.
Aus Gründen hatte ich in den letzten Tagen genügend Zeit, mich mal wieder davon zu überzeugen.

Vom Sofa aus betrachtet ist das Verfolgen einer Bundestagsdebatte – hier i. S. Taurus – alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Oft Populismus sondergleichen: Geht’s einigen überhaupt noch um die Sache, um eine bessere Politik – oder nur darum, die Ampel & den Kanzler Scholz vor sich herzutreiben? Deshalb habe ich mir davon auch nicht allzuviele Minuten angetan. Aber alles zusammen betrachtet wird nirgends (!) soviel über die Lieferung eines einzelnen Waffensystem an die Ukraine gestritten wie in Deutschland – seit zwei Jahren, nicht nur jetzt beim Tauraus. Krieg & Frieden: He seggt so un se seggt so – und sinnbildlich spricht jeder von „Mars“!
MRT: Das war auch so wie „Mars“: Als mir der Arzt die Notwendigkeit vor ein paar Tagen eröffnete und wir wegen Platzangst von einer langen Röhre sprachen, meinte er dabei das Teil auf dem Bild oben, ich eine wirklich lange Röhre, so wie ich sie in meiner Erinnerung von vor über 30 Jahren hatte. Ok, da ist der Arzt wohl noch barfuß hinter der Musik hergelaufen. Die neuen Teile sind nur noch halb so lang, mit einem größeren Durchmesser, und da war die Angst vor der Platzangst fehl am Platz. Ergebnis: Positiv gesehen ist die Sehne noch halb dran, andere sagen halb ab. Schiet. Montag wird entschieden, ob …, bisher seggt he so und se so.
Heute, wieder selbes Sofa, gleiche Stellung: durch Zufall habe ich in den 2022er Film Mission: Joy über die beiden eng befreundeten Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu & Tenzin Gyatso gezappt, vielleicht besser bekannt als der ehemalige südafrikanische Erzbischof & der amtierende Dalei Lama. Oh ja! Dieses ethische Feuerwerk kann aufheitern und bietet Orientierung sowohl als auch: Sie sagen das Gleiche, jeder aus seiner Erfahrung heraus mit seinen Worten, und meinen dasselbe: Wenn es Ungerechtigkeit gibt, kannst du nicht neutral sein. Dennoch habe ich mich am Ende gefragt, aktuell mit Blick auf Israel und den Gazastreifen: Wer bestimmt, was ungerecht ist und was nicht? He seggt so un se seggt so.

Last but not least noch drei Netzfunde, d. h. falsch: das dritte Bild rechts hängt bei meinem Arzt an der Pinwand. Wem will er wohl was damit sagen? 😉 Bild links, Nazis sind superdoof, spricht für sich und die mittlere Kachel halte ich insofern für erwähnenswert, weil man aus CDU-Kreisen zurzeit meist andere Töne hört. Begleittext dazu, ich zitiere: Wir brauchen mehr solche Stimmen in der Union. Deutschland steht vor gigantischen Problemen. Mit Populismus und Spaltung werden wir diese Probleme nicht lösen. Stimmt. Mein Reden. Und nun komme mir bitte keiner mit: Na ja, he seggt so un se seggt so. Nix! Der Herr Wanderwitz hat so was von recht und tatsächlich gibt es noch vernünftige Stimmen aus der Union! Bitte mehr davon!

Ach so, ihr wisst ja: Zur Vergrößerung auf das/ein Bild klicken.


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Schuld und Grüne

Moin. Na, habt ihr alle den gestrigen Aschermittwoch gut überstanden? In irgend einem Saal, Bierzelt oder habt ihr euch das nur vor der Glotze angesehen. Oder soll ich sagen angetan? Denn was ich gestern Abend in den Nachrichten und heute Morgen beim Stöbern im Netz gesehen habe, das hat mir gereicht.

Na ja, wir im Norden haben’s ja nicht so mit dem Karneval. Aber ok, der Alte Fritz lässt grüßen: Jeder soll nach seiner Façon selig werden. Wer’s denn mag 😉 Dazu gehören seit eh und je die süddeutschen Veranstaltungen zum Politischen Aschermittwoch mit einem zumeist derben rhetorischen Schlagabtausch. Wir Nordlichter empfinden das meist so: Je gröber, je döfer, je mehr Applaus der bierseligen Zuhörerschaft. Egal, auch wenn’s zumeist Populismus in Reinkultur ist und oft genug unter die Gürtellinie geht, das ist süddeutsche Kultur, das hat Tradition.

Mein Wunsch, der noch nie erfüllt wurde, ist dann der, dass diese wortgewaltigen Polit-Schwätzer das mit der ab dem Aschermittwoch beginnenden vierzigtägigen Fastenzeit so interpretieren, wenigstens in dieser Zeit ihr schändliches Maul zu halten.

Wen wundert’s, Söder, Merz, AfD & Co. haben sich auch gestern in ihren Reden wieder die Grünen vorgenommen: Schuld an allem im Land sind die Grünen! Das ist das eine, das müssen die Politiker auch aushalten und wem’s in der Küche zu heißt ist, der sollte kein Koch werden. Auf der anderen Seite macht dieses dauernde Niedermachen der Grünen natürlich auch etwas mit den Menschen im Land. Steter Tropfen höhlt den Stein … und am Ende freuen sich die Rechten. Ein paar Netzfundsachen, zur Vergrößerung / Galerieansicht bitte auf ein Bild klicken – und einfach mal wirken lassen 😉

Wenn, so die ARD, dutzende Störer nach einer Veranstaltung zum Politischen Aschermittwoch in Schorndorf die Abreise der Grünen-Bundesvorsitzenden Lang behindern, die Polizei eingreifen muss und Reporter von massiven Beleidigungen berichten, dann sind für mich, vorsichtig ausgedrückt, Regeln des Anstandes überschritten. Oder der SWR: Massive Proteste unter anderem von Landwirten haben in Biberach für Chaos gesorgt. Der Politische Aschermittwoch der Grünen wurde daher kurzfristig von der Partei abgesagt. Knut Bauer vom SWR kommentierte das so: Eine Schande für die Demokratie: Zu den Grundrechten der Demokratie gehören freie Meinungsäußerung und Demonstrationsrecht. Dazu gehört allerdings auch, andere Meinungen anzuhören und gelten zu lassen, auch wenn man nicht mit ihnen übereinstimmt. Treffender als Knut Bauer kann man das nicht ausdrücken … und mich erinnert das Gelesene an Schlüttsiel. Nach meinem Empfinden wird der demokratische Diskurs mehr und mehr von einem Teil der Protestierenden verlassen. Wie gesagt: Steter Tropfen höhlt den Stein … und am Ende freuen sich die Rechten. Und wer weiß, wie die heute schon im Hintergrund agieren und wohl auch Demonstrierende instrumentalisieren?

Scharbeutz, die Grünen sind schuld: 1. an der Gebührenpflicht und 2., dass der Parkplatz unter Wasser steht.


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